Seminarberichte
Aus: Akademie Aktuell 1. Hj. 2018

Foto: Akademie Biggesee

Foto: Akademie Biggesee
Rückblick auf eine Veranstaltungsreihe für Geflüchtete und Helfer/innen
Jede und jeder Geflüchtete erreicht Deutschland mit Hoffnungen, Wünschen und einer eigenen Erfahrung des Ankommens. Einer unbekannten Stadt in einem weitgehend unbekannten Land zugewiesen zu werden, ist für viele Menschen eine Herausforderung. So auch für die Geflüchteten, die in den letzten Monaten in den Kreis Olpe gekommen sind. Hinter dem Begriff „Flüchtlingskrise“ verschwimmt nur allzu oft die Frage, für wen diese Situation die eigentliche Krise darstellt: Für das, global gesehen, in märchenhaftem Wohlstand lebende Europa – oder für die Menschen, die Kriege und unbeschreibliche Not gesehen haben. Man kann dabei zusehen, wie sich Europa zunehmend entsolidarisiert und populistische Stimmen Auftrieb erhalten.
Aber es gibt noch eine andere, eine offene, hilfsbereite Seite: Viele Zehntausende Menschen in Deutschland engagieren sich freiwillig und ohne großes Aufsehen für die Neuankömmlinge. In manchen Stadtteilen, so auch im Kreis Olpe, schließen sich Bürger zu Arbeitskreisen zusammen und organisieren Hilfe für die Geflüchteten.
Der Alltag in einem neuen Land beinhaltet viele Fallstricke, die von Geflüchteten gemeistert werden müssen: Zu welchen Ämtern muss ich? Wie melde ich meine Kinder in der Schule oder der Kita an? Wie eröffne ich ein Bankkonto? Wie finde ich eine Wohnung? Wo finde ich einen Arzt? Wo kann ich gut einkaufen? Wo kann ich mich über Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen informieren? Wo melde ich mich für Integrationskurse an? Und vieles mehr.
Dieser neu erfahrene Alltag muss von den Geflüchteten zudem vor der Werteordnung einer offenen, demokratischen und rechtsstaatlich organisierten Gesellschaft eingeordnet, bewältigt und gedeutet werden. Diese stehen im häufigen Widerspruch zu bisher gelebten Traditionen, Lebens- und Politikerfahrungen.
In der Veranstaltungsreihe, die in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Olpe und in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Flüchtlingshilfe des Dorfvereins Neu-Listernohl im November und Dezember 2017 durchgeführt wurde, erhielten Geflüchtete, Helfer/innen und amtliche Mitarbeiter/innen Gelegenheit, über Themen wie Integration, Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung und Demokratie zu diskutieren. Mit Vorträgen, Gesprächsrunden und Workshops gelang es dem aus Ägypten stammenden Integrationsmittler Selmi El Khodary und der Sozialpädagogin Birgit Poschmann in ganz besonderer Weise nicht nur den kulturellen Austausch, sondern auch die Verständigung über das Wesen eines demokratischen Gesellschaftssystems voranzubringen. Dies kam beispielsweise in folgenden Aussagen zum Ausdruck: “Wir sollen lernen, respektvoll miteinander umzugehen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Religion (…); Integration ist eine Frage des Konsens; wie sehr will sich jemand, der fremd ist, anpassen und wie sehr will das ‚Eigene‘ das Fremde akzeptieren.“
Die zahlreich erschienenen geflüchteten Menschen schätzten die offene Aussprache auf Augenhöhe und meldeten die Veranstaltung als sehr positiv zurück. Die Diskussionen zu den zwei Seiten von Integration, das Geben und Nehmen in einer demokratischen Ordnung, das jeweilige Wahrnehmen des Anderen, wurden von allen Beteiligten engagiert angenommen.
Für die Kinder wurde zudem ein Spiel- und Betreuungsraum vorbereitet. Mit dem gemütlichem Beisammensein bei Kaffee und Kuchen zum Schluss der Veranstaltung konnte ein erfahrungsreiches Miteinander der Kulturen seinen Abschluss finden. Integration beginnt eben mit Kommunikation.
Dr. Robert Schmidt
Quellen und Weblinks:
Die Veranstaltung wurde gefördert mit Mitteln der → Landeszentrale für politische Bildung NRW in Zusammenarbeit mit dem → Kommunalen Integrationszentrum Olpe und dem → Arbeitskreis Flüchtlingshilfe Dorfverein Neu-Listernohl e.V.
Internationales: Ein Rückblick
auf 2017 in Bildern
seminarbericht-international-2017 Deutsch-Chinesischer Jugendaustausch, Suqian, Attendorn Deutsch-Chinesischer Jugendaustausch, Suqian, Attendorn http://akademiebiggesee.de/images/akademie/seminare/berichte/2018/deu-china-suqian.jpg Deutsch-Chinesischer Jugendaustausch, Suqian, Attendorn Deutsch-Chinesischer Jugendaustausch, Suqian, Attendorn http://akademiebiggesee.de/images/akademie/seminare/berichte/2018/deu-china-suqian2.jpg Deutsch-Chinesischer Jugendaustausch, Qingdao, Attendorn, Köln Deutsch-Chinesischer Jugendaustausch, Qingdao, Attendorn, Köln http://akademiebiggesee.de/images/akademie/seminare/berichte/2018/deu-china_qingdao.jpg Deutsch-Chinesischer Jugendaustausch, Qingdao, Attendorn, Köln Deutsch-Chinesischer Jugendaustausch, Qingdao, Attendorn, Köln http://akademiebiggesee.de/images/akademie/seminare/berichte/2018/deu-china_qingdao2.jpg Deutsch-Chinesischer Jugendaustausch, Qingdao, Attendorn Köln Deutsch-Chinesischer Jugendaustausch, Qingdao, Attendorn Köln http://akademiebiggesee.de/images/akademie/seminare/berichte/2018/deu-china_qingdao3.jpg Deutsch-Israelischer Jugendaustausch Deutsch-Israelischer Jugendaustausch http://akademiebiggesee.de/images/akademie/seminare/berichte/2018/deu-israel.jpg Deutsch-Tunesischer Jugendaustausch, Hammam-Sousse Deutsch-Tunesischer Jugendaustausch, Hammam-Sousse http://akademiebiggesee.de/images/akademie/seminare/berichte/2018/deu-tunesien.jpg
Aus: Akademie Aktuell 1. und 2. Hj. 2017

Foto: Archiv Akademie Biggesee
Chinesische Englischlehrer zum Seminar in der Akademie Biggesee
Vom 25. April bis zum 3. Mai 2017 waren 18 Englischlehrer der Thomas Foreign Language School in China Teilnehmende eines Seminars zum Bildungssystem in Deutschland. Die Gruppe informierte sich zunächst über das Bildungswesen im Bundesland Nordrhein-Westfalen, um im Anschluss daran am Englischunterricht im Gymnasium Maria-Königin in Lennestadt und dem Rivius-Gymnasium in Attendorn teilzunehmen. Hier erfuhren die Gäste aus China, auf welch hohem Niveau heute an Gymnasien in den Klassen 10 und 11 der Englischunterricht gehalten wird.
An beiden Schulen wurde der Unterricht ausschließlich in englischer Sprache gehalten. An chinesischen Schulen kennt man zumeist nur den Frontalunterricht, bei dem der Lehrer etwas erzählt und die Schüler eifrig mitschreiben, während die beiden deutschen Schulen ihren Unterricht in Gesprächs- und Dialogform mit den Schülern führten und dabei zahlreiche Methoden wie Filme, Textarbeiten oder Diskussionsrunden einsetzten. Im Anschluss an den Schulbesuch konnten die Gäste aus China noch mit den Fachlehrern über ihre Eindrücke sprechen und Nachfragen stellen.
Natürlich gehörte auch ein Programm zu Sehenswürdigkeiten in Deutschland zum Aufenthalt der Lehrergruppe. So wurde die Universität in Bonn zusammen mit dem Rathaus der Stadt und dem Beethovenhaus besucht. Am Nachmittag des Tages stand die Domstadt Köln auf dem Programm, verbunden mit der Gelegenheit zum Shoppen. Zum Höhepunkt entwickelte sich ein Besuch der Burganlage in Braunfels, weil einer der Teilnehmenden im Rittersaal des Schlosses um die Hand einer Kollegin anhielt. Voller Rührung und mit Tränen in den Augen gab die angebetete junge Frau ihr „Ja“ zu dem überraschenden Heiratsantrag.
Der Deutschlandaufenthalt der Seminargruppe aus China endete mit einem Besuch in Frankfurt, in Heidelberg und in Speyer.
Bernd Neufurth

Udo Dittmann: 2. Reihe, 12. von links, Archiv Akademie Biggesee

Udo Dittman, Archiv Akademie Biggesee
Beteiligung der Akademie Biggesee an hochrangiger deutsch-chinesischer Konferenz in Peking
Nachdem sich die deutsch-chinesischen Beziehungen sowohl im politischen als auch im wirtschaftlichen Bereich in relativ sicherem und verlässlichem Fahrwasser befinden, beabsichtigen die Regierungen beider Länder, nun auch die gesellschaftliche Zusammenarbeit zu stärken. Im Mai 2017 fand dazu in Peking die erste Sitzung des hochrangigen Deutsch-Chinesischen Dialogs für den gesellschaftlich-kulturellen Austausch statt.
Die Konferenz fand vom 23. bis 25. Mai in mehreren bilateralen Delegationsgruppen statt und mündete in einer gemeinsamen Erklärung, die von der chinesischen Vize-Ministerpräsidentin Liu Yandong und dem deutschen Vizekanzler und Außenminister Sigmar Gabriel unterzeichnet wurde.
Wesentlicher Inhalt der geplanten Zusammenarbeit ist „[…] die Förderung von Austausch und Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern unter anderem in den Bereichen Bildung, Kultur, Gesellschaft […] sowie beim Austausch von Personengruppen […]. Dafür soll eine Plattform für hochrangige Regierungsvertreter und Kooperationspartner […] geschaffen werden, auf der in einer offenen, umfassenden und strategischen Weise Verbesserungen und Weiterentwicklungen des Austauschs und der Zusammenarbeit diskutiert werden. […]“ (Wortlaut aus der verabschiedeten Erklärung).
Für die Akademie Biggesee war es eine besondere Ehre, dass der Geschäftsführer der Akademie, Udo Dittmann, an dieser Konferenz auf Einladung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) als Delegationsmitglied in Peking teilnehmen konnte und im „Chinesisch-Deutschen Forum für internationalen Jugendaustausch mit Bildungsstätten“ mitarbeiten durfte. Diese Delegation wurde geleitet von Bettina Bundszus, Abteilungsleiterin Kinder und Jugend im BMFSFJ. Herr Dittmann repräsentierte außerdem als Vorstandsmitglied den Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten AdB als großen Bundesverband der freien Träger politischer Bildung.
Die Konferenz fand im prunkvollen Staatsgästehaus Diaoyutai in Peking statt. Hier konnten auch die deutsch-chinesischen Jugendbegegnungen als „best-practice-Beispiel“ vorgestellt werden, die die Akademie seit 2009 mit großem Erfolg mit chinesischen Partnern durchführt. In Vorträgen und Workshops wurde über Beteiligungsmöglichkeiten von Jugendlichen an der Programmgestaltung, über Motivation, Feedback und Evaluation diskutiert. Außerdem standen Fragen des Managements von Tagungsstätten auf dem Programm. China beginnt gerade, so etwas wie Jugendbildungsstätten aufzubauen und ist sehr interessiert an den Erfahrungen der Deutschen, die diese Orte außerschulischer Jugendbildung seit Jahrzehnten erfolgreich betreiben.
Die Teilnahme an dieser wichtigen Konferenz in Peking stärkt die Bedeutung der Akademie Biggesee für die deutsch-chinesischen Jugendbegegnungen noch einmal deutlich. Bereits heute ist sie die Einrichtung, die die meisten solcher bilateralen Maßnahmen im Rahmen der politischen Bildung durchführt. Allein in diesem Jahr wird es wieder drei Projekte geben. Die Nachfrage sowohl chinesischer als auch deutscher Partner nach weiteren Projekten der Zusammenarbeit steigt stetig. Allerdings lassen die verfügbaren Fördermittel und begrenzte Ressourcen in der Akademie nur ein bedingtes Wachstum zu.
Udo Dittmann

Deutsch-Chinesische Trägerkonferenz 2016 - Abschlussdiskussion (Quelle: Christian Herrmann, CC-Lizenz: BY-ND

Deutsch-Chinesische Trägerkonferenz 2016 (Quelle: Christian Herrmann, CC-Lizenz: BY-ND

Deutsch-Chinesische Trägerkonferenz 2016 – Gruppenbild vor dem Kanzleramt (Quelle: Christian Herrmann, CC-Lizenz: BY-ND)
10 Jahre Jugendaustausch mit China: Bilanz des Erreichten und Perspektiven für die Zukunft
Zehn Jahre ist es her, dass die Vereinbarung über die Zusammenarbeit im Jugendbereich zwischen dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Allchinesischen Jugendverband unterschrieben wurde. Auf einer deutsch-chinesischen Trägerkonferenz in Potsdam vom 18. bis 21. April blickten die Akteure aus beiden Ländern auf die Erfahrungen der Vergangenheit zurück und sondierten zugleich Perspektiven für die Zukunft. Als einer der größten Beteiligten im Bereich der politischen Bildung war die Akademie Biggesee auf dieser Konferenz durch Udo Dittmann vertreten.
Was macht den Jugendaustausch mit China für deutsche Jugendliche attraktiv? Wenn man deutschen und chinesischen Teilneh-mer(inne)n der Trägerkonferenz in Potsdam zuhörte, wurden immer wieder die großen „Unterschiede“ zwischen beiden Ländern beschrieben. Beide Länder sind unterschiedlich groß, haben verschiedene politische Systeme, unterschiedliche Sprachen, Schriftzeichen und kulturelle Hintergründe.
Die Schilderung einer deutschen Teilnehmerin über die Schwierigkeiten ihrer Jugendgruppe, mit den chinesischen Frühstücksgewohnheiten zurecht zu kommen, löste bei den chinesischen Gästen spontane Heiterkeit aus – denn sie kennen dieses Problem aus der umgekehrten Perspektive. Von den Kompetenzen, die durch solche Perspektivwechsel entstehen, war die Rede, aber auch von den fachlichen Aspekten, die damit verbunden sind. Uwe Finke-Timpe, Leiter des Referates „Europäische und Internationale Jugendpolitik“ im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), formulierte es so: „Viele Fachkräfte haben uns nach einem Fachkräfteprogramm berichtet, dass der Informations- und Erfahrungsaustausch nicht nur zu einer besseren Kenntnis der jeweils anderen Konzepte und Herangehensweisen beigetragen hat, sondern auch zu einem verbesserten Verständnis der eigenen Ansätze und Praxis.“ Die Partner, die auf eine längere Zusammenarbeit zurückblicken können, haben inzwischen ein Vertrauensverhältnis entwickelt. „Wir mussten erst einmal etwas über die Sprache unserer deutschen Partner lernen“, erzählte eine chinesische Teilnehmerin. „Sie drücken sich sehr direkt aus und auf Chinesen kann das unhöflich wirken – inzwischen wissen und verstehen wir, wie das gemeint ist.“
Unterschiede tun diesem Vertrauensverhältnis keinen Abbruch, sie bereichern es. Der Offene Kunstverein Potsdam pflegt seit längerem eine Partnerschaft mit einer chinesischen Kunstschule. „Unsere Jugendlichen sind spontan und impulsiv im kreativen Prozess“, erzählte Projektleiterin Eva Kowalski, „die Chinesen arbeiten diszipliniert und auf hohem technischen Niveau. Erst haben wir gedacht, das funktioniert nicht, aber es ist gerade diese Mischung, die es interessant macht.“
Welche Perspektiven?
Um solche vertrauensvollen Kooperationen herzustellen und zu halten, ist Kontinuität und langfristige Planung notwendig. Was bedeutet es, wenn Jugendarbeit und -politik im Wesentlichen in den Händen eines staatlichen Jugendverbandes liegen? Wie funktioniert das komplexe System der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland, was ist das Subsidiaritätsprinzip und warum werden viele Aufgaben freien Trägern übergeben? Wissen ist die Voraussetzung für Verständnis, Vertrauen, Nachhaltigkeit …
Das Jahr 2016 bietet sich dazu an, über solche Fragen nachzudenken. 2016 ist das Deutsch-Chinesische Jahr für den Schüler- und Jugendaustausch. Das gemeinsame Jahr wurde am 21. März durch Bundespräsident Gauck und Staatspräsident Xi Jinping unter dem Motto „Austausch, Freundschaft, Zukunft“ in Peking eröffnet. Damit haben beide Seiten bekräftigt, dass sie den Austausch von jungen Leuten, das gegenseitige Verständnis sowie das Voneinanderlernen unterstützen wollen. Dieser Wille findet sich auch in dem Protokoll über die Gespräche zur jugendpolitischen Zusammenarbeit, welches am 20. April von Bettina Bundszus, Abteilungsleiterin für Kinder und Jugend im BMFSFJ und Jia Bo, stellvertretender Generalsekretär des Allchinesischen Jugendverbandes, unterschrieben wurde. Bettina Bundzus unterstrich: „Jugendpolitik ist ohne Jugendaustausch nicht vorstellbar. Jugendpolitik muss international sein, muss von der gegenseitigen Erfahrung der Jugendlichen in den unterschiedlichen Ländern leben. Deswegen hat der Jugendaustausch für unsere Überlegungen zur Jugendpolitik eine ganz herausragende Bedeutung“.
Delegationsleiter Jia Bo zeigte sich mit dem Verlauf und den Ergebnissen der Trägerkonferenz zufrieden. „Wir haben gut gearbeitet und alle Ziele erreicht“, so lautete seine Bilanz. Dies können wir im Rückblick auf das Jahr 2016 auch für die Akademie Biggesee sagen: Dieses Jahr war mit drei Jugendaustauschprojekten das erfolgreichste Jahr seit Beginn unserer Aktivitäten in diesem Arbeitsbereich.
Udo Dittmann
(nach einen Bericht des IJAB über die Trägerkonferenz in Potsdam im April 2016)

Von links: Wolfgang Bosbach, Udo Dittmann, Franz Becker, © Akademie Biggesee
Akademieabend mit Wolfgang Bosbach
Mit dem Thema „Deutschland wohin?“ bescherte der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach der Akademie Biggesee am Akademieabend im September 2016 ein mehr als volles Haus. Zu Recht, wie die zahlreichen Zuhörer bald feststellen konnten.
Denn Wolfgang Bosbach nahm erwartungsgemäß kein Blatt vor den Mund, als er alle brennenden Themen der aktuellen Politik in Deutschland aufgriff. Das Thema Flüchtlinge gehörte vorrangig dazu. Bosbach schilderte die katastrophale Situation in Syrien und ging auf die Fluchtursachen intensiv ein. Gleichermaßen bewertete er die große Zahl der Zuwanderer aus fremden Kulturen als große gesellschaftliche Integrationsaufgabe, die ohne das Engagement der unzähligen freiwilligen Helfer kaum zu lösen sei. Beim Thema Zuwanderung sah Bosbach die anderen EU-Mitglieder ebenso in der Pflicht: „Deutschland allein wird die Probleme nicht lösen können“, und fehlende Solidarität sah er als eines der wesentlichen europäischen Probleme.
Deutlich sprach sich Bosbach gegen die Fortsetzung der Beitrittsgespräche mit der Türkei in die EU aus, deren aktuelle politische Entwicklung einen solchen nicht zuließe. Er bezweifelte außerdem, ob es Sinn mache, dass die EU immer größer werde. Abschließend zog Bosbach ein durchaus positives Resümee: „Wir haben eine tolle junge Generation, und es ist immer noch ein Glück, in einem Land wie Deutschland geboren zu werden“.
Udo Dittmann
Aus: Akademie Aktuell 2. Hj. 2016

Foto: Akademie Biggesee
Politische Bildung auf dem Rad
Unter dem Titel „Die Region Südwestfalen – ein Wirtschaftsstandort im Wandel der Zeit auf dem Weg in die Zukunft“ fand in der ersten Juniwoche ein Fahrradseminar der Akademie Biggesee statt.
Trotz teilweise extrem schwieriger Wetterverhältnisse steuerten die Teilnehmenden unter der fachkundigen Leitung eines Sozialwissenschaftlers und Radsporttrainers u. a. verschiedene Industrieunternehmen, technische Museen, Behörden und Landwirtschaftsbetriebe an. Hier konnte bei Besichtigungen, Vorträgen und Diskussionen der überaus positive südwestfälische Strukturwandel in einer der stärksten Wirtschaftsregionen Deutschlands kennen gelernt werden. Damit erschloss sich auch die politische Einordnung dieses Prozesses auf besondere Weise.
Der nachhaltige Lernerfolg dessen, was durch eigene Anschauung erfahren und wahrgenommen wird, ist in der Regel deutlich größer als jener durch das reine Zuhören. Dazu kommen die Erkenntnisse der modernen neurowissenschaftlichen und lernpsychologischen Forschung: Die Entspannung des Körpers durch Bewegung, besonders beim Radfahren und Laufen, fördert die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns und steigert damit die Aufnahme- und Wahrnehmungsfähigkeit. In diesem Sinne führt das verbesserte Denk- und Konzentrationsvermögen zu neuen „geistigen Knotenpunkten“.
Politische Bildung mit dem Fahrrad scheint die perfekte Kombination zu sein. Die Teilnehmenden bestätigen dies uneingeschränkt und freuen sich auf eine Neuauflage im kommenden Jahr.
Udo Dittmann

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